۱۴ فروردین، ۱۳۹۲

شرکت ده هزار نفر در فوروم جهانی تونس با شعار" کار، آزادی، قوانین شریعت"!!!

رزا: به گزارش روزنامه تاتس آلمان حدود ده هزار نفر از شرکت کنندگان فوروم امسال در تونس (بالاترین شرکت کننده از نظر گروه اتک 50 هزار نفر)، بجای شعار " کار، آزادی، عدالت اجتماعی" شعار قوانین شریعت را در مقابل عدالت اجتماعی مطرح کردند. اغلب این گروههای اسلامی، عدالت اجتماعی را در اجرای قوانین شریعت اسلام میبینند.
شرکت این گروههای فاشیست مذهبی در فروم جهانی علیه روند گلوبالیزاسیون بسیار سازمان مند بوده و از طرف جمع حاضر (میهمانان بین المللی) تحمل شد. به گردن آنها کارت مجوز شرکت کنندگان رسمی نیز آویخته بود!
رزا: آیا حاضرین از قوانین شریعت بی اطلاع هستند؟!
اول ماه مه، روز جهانی کارگر در آلمان نیز بسیاری از فاشیستها علیه "امپریالیسم" با آلترناتیو ناسیونال سوسیالیسم به خیابان میریزند. آنتی فاشیستها هرگز آنها را با توجه به تجربه ناسیونال سوسیالیسم نازی ها به رهبری هیتلر در صفوف خود نپذیرفته و با شعار فاشیسم جنایت است، آنها را به لانه هایشان که همان فاضلابهای خیابانی است برمیگردانند.
جنبش علیه سیاستهای نئولیبرال، جهانی سازی از بالا و آنتی امپریالیسم اما هیچ موضع روشنی در برابر فاشیسم طرفدار قوانین شریعت ندارد. چرا که اغلب جنایات حکومتهای مذهبی، خارج از مرزهای اروپا انجام گرفته. و همچنین به دلیل اینکه فاشیستها و دست راستی های اروپا با دامن زدن به اسلام فوبیا (ترس از اسلام) و تحت لوای "خطر اسلام"  سیاستهای خارجی ستیزی را  همواره تبلیغ کردند.
وقتش است که جنبش انقلابی علیه خصوصی سازی و علیه سرمایه داری مواضع شفافی علیه هواداران و طرفداران اجرای قوانین شریعت داشته و افراد و گروههای آن را از صفوف خود،  بمانند فاشیستها (ناسیونال- سوسیالیستها) طرد کند. البته بدون دامن زدن به اسلام فوبیا و بدون خارجی ستیزی. چرا که هر مسلمانی خواهان اجرای قوانین شریعت اسلامی نیست.
اما ما نباید شرکت سازماندهی شده گروههای بنیادگرای اسلامی را که در کشورهای خود دست و پا میبرند، در جنبش علیه سرمایه داری بپذیریم. افشای این گروههای بنیادگرا وظیفه تمام افراد و گروه هایی است که حکومت مذهبی ها را با پوست و گوشت و استخوان تجربه کردند. عقب ننشینیم. جنبش انقلابی ایران 34 سال تاوان همدستی (سکوت و بی عملی) با رژیم خمینی را پرداخته است. این همدستی با شعارهای آنتی امپریالیستی و ضد امریکا توجیه شد. اینک با قلع و قمع تمام اپوزیسیون چپ و متواری شدن آن به خارج از مرزهای ایران، نباید خاموش نشست. فاشیسم، بنیادگرایی مذهبی... اشکال مخوف سرمایه داری و نه آلترناتیو آن میباشند. تجربیات خود را از حکومتهای مذهبی با جنبشهای مترقی در میان بگذاریم.
فردا خیلی دیر است!
عکس از مالی- اجرای قوانین شریعت علیه سارقین!
تبلیغات رژیم فاشیستی اسلامی ایران در فوروم اجتماعی جهانی درکشور تونس
 در ضمیمه گزارشی از فوروم اجتماعی جهانی که بمدت یکهفته در کشور تونس دانشگاه منار با حدود 15000 شرکت کننده برگزار گردید. ِرژیم فاشیت اسلامی ایران آنجا حضور داشت تا بتواند بار دیگر با تبلیغات دروغین باصطلاح ضد امپریالیست و ضد نژاد پرستانه ، چهره "صلح منش" ی را به نمایش بگذارد. با پوستر مرد خونخوار درجه اول اسلام خمینی  و  بعد هوا کردن  بادکنک بزرگی که بیشتر بشکل آلت تناسلی مرد نشان داده میشود. روی آن بادکنک نوشته شده : صهیونیسم= راسیسم
عده‌ی محدودی به حضور رژیم اسلامی ایران در فوروم جهانی اعتراض کردند. گروه ی از خلق عرب در آنجا حضور داشتند که دست به افشاگری علیه  سیاست کشتار وسرکوب رژیم اسلامی برعلیه خلق عرب زدند و خواهان حق تعیین سرنوشت برای خلق اهواز بودند.
این تبلیغات باصطلاح صلح دوستدانه رژیم در محافل جهانی زمانی صورت میگیرد که هزاران زندانی سیاسی و عقیدتی در زندانهای رژیم در زیر طاقت فرساترین شکنجه های جسمی و روانی بسر میبرند و تعداد بیشماری هم اعدام شدند و میشوند. و همچنین سرکوب و کشتار نژادپرستانه برادران و خواهران افغانی توسط رژیم ایران از همدیگر جدا نیست.

برای خواندن ضمیمه گزارش فوروم جهانی به زبان آلمانی اینجا را کلیک کنیم.

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A

Mut zur Lücke“ ist angesagt! Am vergangenen Dienstag beteiligen sich zwischen 15.000 und 20.000 Menschen an der Auftaktdemonstration des Weltsozialforums (WSF) in Tunis. Auf einmal setzt eine kleine Gruppe von Leuten mit Transparenten, die überwiegend arabische Aufschriften tragen, dazu an, sich an die Spitze zu stellen.  Die meisten ausländischen Teilnehmer dürften nicht wissen, um wen es sich handelt. Auch wer arabisch lesen kann, erkennt auf den Transparenten wenig aussagende Namen. Wie etwa „Tunesische Frauenvereinigung“ (Gami’aa Nisa Tunsia), das auf dem mittleren Leintuch steht, obwohl die Träger ausschließlich junge Männer sind.

Die Gruppe von einem Dutzend Leuten gehört zu den „Ligen zum Schutz der Revolution“ (LPR), die der islamistischen Regierungspartei En-Nahdha seit Jahresmitte 2012 als Fußtruppe zur Straßenmobilisierung und als eine Art, meist unbewaffnete, Miliz dienen.  Beobachter identifizieren Mohamed Amide Akid, der nach einem Fußballspieler auch „Recoba“ genannt wird. Ein bekanntes Mitglied der LPR.

Da die Sache vielen Teilnehmern und Veranstaltern der internationalen Demonstration nicht geheuer ist, lässt man die Gruppe vorweg laufen, um danach 200 oder 300 Meter Lücke zu wahren. Dann folgt die eigentliche Demonstrationsspitze: Die Familienangehörigen von jungen Tunesiern, die während der ersten Phase der Revolution im Dezember 2010 und Januar 2011 durch die Polizei getötet wurden, tragen Bilder ihrer toten Kinder oder Geschwister vor sich hin. Neben ihnen gehen Invaliden an Krücken oder werden im Rollschuh geschoben. Auch sie wurden während der Wochen der Revolte gegen das damalige Ben ’Ali-Regime durch Schusswaffen verletzt. Gemeinsam ist ihnen die Forderung nach angemessener Entschädigung und symbolischer Gerechtigkeit: „Wir vertrauen der Militärjustiz nicht!“, proklamieren sie. Bislang sind die Prozesse gegen Angehörige der Repressionskräfte einer speziellen Militärgerichtsbarkeit anvertraut, die Prozesse kommen kaum voran. Auch En-Nahdha zeigt kein sonderliches Interesse daran, dass es vorangeht. Die Partei war damals zwar in der Opposition. Doch in diesen ersten Wochen der Revolte blieb sie den Demonstrationen, die vom küstenfernen und weitaus ärmeren Landesinneren Tunesiens ausgingen, noch fern. Erst als die Protestbewegung die Hauptstadt Tunis erreichte, änderte sich das damals. Die Parteistrukturen von En-Nahdha waren zu jener Zeit im Land weitgehend zerschlagen, aber die Botschaften der Partei wurden etwa über Mitglieder der Anwaltskammer von Tunis weitergegeben.

Auf diese beeindrucke Eröffnung folgt ein in jeglicher Hinsicht buntes Gemisch von Menschen mit unterschiedlichen Anliegen: Schuldenstreichung für die so genannte Dritte Welt, Kampf gegen CO2-Emissionen oder Bewegungsfreiheit für Migranten. Es gibt an einigen Stellen auch islamistische Inhalte, etwa „Schutz für Familien mit islamischen Prinzipien“. Diese bleiben aber insgesamt sehr marginal. Die Demonstration wird ohnehin von den internationalen Teilnehmern dominiert. Ob es eine gemeinsame, themenübergreifende Botschaft gibt, ist schwer auszumachen, es herrscht eher ein Eindruck von Heterogenität jenseits allgemeiner Grundanliegen – für mehr Gerechtigkeit – neben länderspezifischen Anliegen.

Menschen aus der Westsahara fordern die Selbstbestimmung ihres seit 1975 durch Marokko besetzten – und zuvor durch Spanien kolonisierten - Landes, das sie als „letzte Kolonie in Afrika“ bezeichnen. Aber es gibt einige Dutzend Meter weiter auch Sprechchöre von Marokkanern gegen genau dieses Anliegen. Meist treten die marokkanischen Nationalisten unter dem Deckmantel von NGOs oder „Vereinigungen aus der Zivilgesellschaft“ auf. Doch mit der Unabhängigkeit ist es in dem Fall nicht weit her: Am Wochenende zuvor fand im marokkanischen Außenministerium eine Sitzung zum Briefen von Teilnehmern am WSF statt. Nicht alle, aber doch manche marokkanischen Gewerkschaften oder Vereine spielten mit.

Staatsapparate sind theoretisch bei Weltsozialforen unerwünscht, die ansonsten einen Jahrmarkt für unterschiedliche Ausdrucksformen darstellen: Kommerzielle Werbung für NGOs, für Esperanto als Weltsprache oder „Weltbürgerpässe“, gewerkschaftliche Organisierungs- und philosophische Orientierungsangebote. Richtig durchgehalten wurde dieses Prinzip einmal mehr nicht, sondern staatliche oder staatsnahe Akteure unterschiedlicher Provenienz konnten sich de facto darüber hinwegsetzen. Die dem US-Außenministerium nahe stehende und von ihm finanzierte Entwicklungsagentur US-AID präsentiert sich an einem Stand als NGO, und die brasilianische Ölfirma Petrobras hat das gemeinsame Hauszelt der Vereinigungen aus ihrem Land gestiftet. Das Königreich Saudi-Arabien tritt nicht mit Personen direkten in Erscheinung, aber stellte weiße Zelte als Regenschutz zur Verfügung, die die unwahrscheinliche Aufschrift Saudi Arabia, kingdom of humanity tragen. Am folgenden Tag ist allerdings von dem Text kein Buchstabe mehr zu erkennen, er verschwindet unter dicker roter Farbe. Daneben hat jemand systematisch Anti-system geschrieben.

Den wohl schlimmsten Fall quasi-staatlicher Präsenz bildet die einer iranischen Propagandaorganisation. Am ersten Tag gibt sie sich nicht offen zu erkennen. Sie legt jedoch in einem der Innenhöfe der Universität El-Manar, wo das WSF stattfindet, Fotos zu israelischen Militäraktionen in Gaza mit der einwandfrei geschichtsrevisionistischen Überschrift The real holocaust aus. Man muss schon sehr genau hingucken, um das Logo der Islamischen Republik Iran zu erkennen. Am  übernächsten Tag packen die bärtigen Standwächter, die mit einer Kamera eventuelle Widersacher filmen, dann jedoch ihre Staatsfahne und ein Khomeinei-Portrait aus, in den allerletzten Stunden auch einen aufblasbaren Riesenpenis mit der Überschrift Zionism = Racism. Gleichzeitig bekommen sie an zwei Nachmittagen hintereinander Ärger mit Opponenten, die direkt gegenüber „Unabhängigkeit für Ahwaz“ fordern, eine arabischsprachige und überwiegend sunnitische Provinz im Südwest-Iran. Sie bezeichnen die Iraner als „Safawiden“, nach der Bezeichnung einer persischen Dynastie im 15. Jahrhundert, heute in sunnitisch-islamistischen Kreisen als Schimpfwort für Schiiten üblich. Als die Konfrontation sich zuzuspitzen beginnt, gehen am letzten Tag Menschen mit tunesischen und ägyptischen Fahnen dazwischen und verdecken beide streitenden Lager. Eine tunesische Forumsteilnehmerin meint dabei im Vorübergehen, die Iraner hätten hier nichts zu suchen. Ein Landsmann wendet ein, er sei strikt gegen das Teheraner Regime, aber man müsse „das Regime beschimpfen, jedoch nicht die Schiiten oder das iranische Volk als solche“.

Solche Akteure, die auf einem progressiven Forum ganz gewiss nichts zu suchen haben sollten, sind in den Räumen unter freiem Himmel wie dem Innenhof der Universität optisch präsent. Auch tunesische Islamisten, etwa mit Buchläden. Mutmaßliche Gesinnungsfreunde führen an drei Tagen hintereinander ein Spektakel auf, das sich um politische Gefangene unter Ben Ali dreht. Es geht ihnen darum, Entschädigung für ehemals Gefolterte zu fordern, die sie bislang nicht bekommen hätten. Am Mittwoch Nachmittag kommt es zu einem Schimpfkonzert auf Arabisch zwischen einer der Teilnehmerinnen und jungen Tunesiern. Ein Mann Anfang Zwanzig, im T-Shirt mit Aufschrift eines Jungunternehmerverbands, meint, das seien doch alles olle Kamellen. Statt sich um die früheren Gefangenen zu kümmern, solle Tunesien sich lieber „der Zukunft zuwenden“, das Geld besser „für Investitionen verwenden“. Ein junger Tunesier in Dread-Locks bringt andere Gründe vor: Er befürchtet, käme es zu der erwünschten Entschädigung, würde „En-Nahdha vor allem ihre eigenen Leute bedienen“. Ein Schauspieler in blauer Sträflingskluft wendet ein, auf ihrer Liste früherer Häftlinge habe die Gruppe „Leute aus allen Parteien“.

Dort, wo das Weltsozialforum arbeitet – in rund 1.200 Workshops, Debatten und thematischen Plenarsitzungen – sind solche Kräfte jedoch kaum bis gar nicht vertreten. Islamisten unterschiedlicher Couleur nehmen an vielleicht zehn Veranstaltungen, darunter eine prominent besetzte und gut besuchte Diskussionsrunde mit Tariq Ramadan, als Mitdiskutanten auf Podien teil. Keine Spur ist bei den Debatten von Saudis oder Iranern zu sehen. Ärger bereiten allerdings algerische und marokkanische Staatsgewerkschaften beim Gewerkschaftsforum zu Nordafrika am Freitag. Es kommt zu Wortgefechten und Geschrei, die Übersetzung setzt alsbald aus. Auf Arabisch beharken sich beide Lager gegenseitig. Marokkanische Unterstützer der Regierungspartei PJD rufen, einen Slogan der Revolution in Tunesien und Ägypten demagogisch aufgreifend, um ihre Widersacher zu unterbrechen: „Das Volk will den Sturz des Regimes!“ Denn die PJD-Unterstützer betrachten sich immer noch als eine Art Opposition gegen das System – ihre Partei regiert zwar, aber die wahre Macht liegt noch immer beim König und seinen Beratern, die dem PJD mindestens konkurrierend bis feindlich gegenüberstehen. Darauf antworten progressive Gewerkschafter, gegen die Regierungsanhänger gerichtet: „Das Volk will den Sturz der Korruption!“

Zu Syrien finden über ein halbes Dutzend Workshops statt, die jedoch alle thematisch der Unterstützung für die dortige Revolution gewidmet sind. Die Auseinandersetzung darüber, ob man die syrische Opposition oder das Regime unterstützen soll, ist im Vorfeld geführt und grundsätzlich entschieden worden. Nicht alle sehen das so. Am allerletzten Forumstag wird sogar ein Stand eines Unterstützungskomitees für die syrische Revolte mit körperlicher Gewalt attackiert. Allerdings sind die meisten, wenn nicht alle Befürworter der syrischen Regimes beim WSF Tunesier, und nicht aus Damaskus angereist. Eine Minderheitsfraktion innerhalb des tunesischen linksnationalistischen Spektrums unterstützt das syrische Ba’ath-Regime, das sie von einer „imperialistisch-islamistischen Invasion mit Unterstützung der reaktionären Golfstaaten“ bedroht sieht. Dazu gehört auch ein Teil der Anhänger des im Februar ermordeten Linkspolitikers Chokri Belaïd. Die tunesische „Volksfront“, der er angehörte, hat allerdings mehrheitlich inzwischen deutlich Position gegen die syrische Diktatur bezogen. Dass die Auseinandersetzung heftig und am letzten Tag nicht mehr nur verbal ausgetragen wurde, widerspiegelt jedoch anhaltende Konflikte zum Thema innerhalb Tunesiens.

Um ein Gesamtbild vom WSF zu zeichnen, kann man bei diesen spektakulären Erscheinungen in den Durchgangszonen der Universität El-Manar nicht stehen bleiben. Denn in über 1.200 Veranstaltungen wurde auch gearbeitet. Dabei kam die grenzübergreifende Kooperation zwischen progressiven Kräften oft voran. Trotz Problemen aufgrund schlechter Vorbereitung mancher Debatten und organisatorischer Schwierigkeiten – manche Veranstaltungen zu Nordafrika müssen ohne Tunesier, Marokkaner und Ägypter auskommen, deren Organisationen schon durch zwei Dutzend gleichzeitig stattfindender Veranstaltungen voll ausgelastet sind.

Am letzten Dienstag, vor der Eröffnung des Forums, wird die Solidarität ganz praktisch. Am Vormittag, vor der Auftaktdemonstration von 16 Uhr, findet eine andere Kundgebung statt. In Montplaisir, einem Stadtteil von Tunis, versammeln sich tunesische Streikende, UGTT-Gewerkschafter und französische Gewerkschaftsdelegationen von SUD und CGT vor dem Sitz des Konzerns Téléperformance. Das weltweit führende Unternehmen in der Call Center-Branche ist in Paris börsennotiert, wo es seinen Hauptsitz hat, und leistet den Telefonberatungsservice für zahlreiche französische Unternehmen. Seine Filiale in Tunesien, für schlechte Arbeitsbedingungen bekannt, wird seit Ende Februar bestreikt. Seit 2010 gibt es einen Tarifvertrag, der jedoch noch nie eingehalten wurde. Statt über die Auslagerung von Arbeitsplätzen nach Tunesien zu klagen, unterstützen die linkeren französischen Gewerkschaften diesen Arbeitskampf, üben ihrerseits Druck auf die Direktion aus und fordern bessere Bedingungen für die tunesischen Kollegen. Dies hat zur Wirkung, dass am selben Dienstag eine Verhandlungsrunde in Tunesien eröffnet wird – das Unternehmen blufft jedoch und legt keinerlei Angebote vor. Zu Anfang dieser Woche, vom 1. bis 3. April, flammt der Arbeitskampf umso stärker auf und wird nunmehr von 80 Prozent der Beschäftigten befolgt.

Auf dem Forum sind solche Nord-Süd-Kooperationen ein wichtiges Thema, sei es in der Telekommunikationsbranche oder im Metallsektor, wo viele Subaufträge nach Marokko oder Tunesien vergeben werden. Gewerkschafter aus Frankreich, Italien, Spanien, Nordafrika und Kolumbien diskutieren vielfach über gemeinsame Strategien. Eine italienische Gewerkschafterin berichtet, Unternehmen aus Italien hätten aufgrund wachsender Kämpfe in Marokko dieses Land bereits wieder verlassen – und praktizierten eine neue Auslagerung innerhalb des eigenen Landes, in Armutszonen in Süditalien. Eine Kollegin aus Québec ergänzt, auch kanadische Unternehmen modifizierten inzwischen ihre Auslagerungspraxis: Man gehe mit den Call Centers nicht mehr vor Ort nach Marokko oder Tunesien, sondern werbe Arbeitskräfte von dort an, statte sie mit kurzfristigen Aufenthaltstiteln aus und setzte sie in Kanada selbst ein.

Auch die Rechte von Migranten sind ein wichtiges Thema. Die Sans papiers-Bewegung „illegalisierter“ Einwanderer aus Frankreich und Europa ist präsent. Auch wenn ein Schiff mit Sans papiers vor Eröffnung des Forums umkehren musste, weil zwar die tunesische Regierung eine reibungslose Ein- und Ausreise garantierte, aber das Schifffahrtsunternehmen keine Rückkehr am darauffolgenden Wochenende nach Frankreich für die „Illegalen“ zusichern wollte. Diese kehrten daraufhin sofort zurück. Auch die Flüchtlinge aus dem subsaharischen Afrika, die seit zum Teil zwei Jahren im Choucha-Camp an der Grenze zwischen Tunesien und Libyen festgehalten werden, nehmen an vielen Debatten teil. Sie führen derzeit einen Hungerstreik vor den Büros des UNHCR in Tunis durch. Das Camp soll am 1. Juli dieses Jahres geschlossen werden, aber einige Flüchtlinge wissen immer noch nicht, wohin sie dann gehen können. Tunesische Militärs kündigten ihnen an, „nur auf Befehle zu warten, um dann die Großreinigung zu beginnen“, und beschimpften sie rassistisch als „Sklaven“. Die vom UNHCR anerkannten Flüchtlinge sollen zum Teil in anderen Ländern „reinstalliert“ werden, aber die Festung Europa zeigt sich weitgehend unnachgiebig. Deutschland hat inzwischen wenigstens 100 bis 200 Menschen aus Choucha die Aufnahme zugesagt, die sich jedoch verzögert. Positiv zu vermerken ist, dass die UGTT – die ihren „Sekretär für internationale Beziehungen und Migration“ zu den Debatten schickte – sich deutlich zugunsten der Rechte von Migranten auch in Tunesien engagierte.

Konfliktebeim Weltsozialforum Arbeit! Freiheit! Scharia?

 

BEWEGUNG Beim Weltsozialforum in Tunis streiten manche für eine universelle Staatsbürgerschaft. Und andere für das Recht auf Vollverschleierung
TUNIS taz Rund 30.000 Menschen aus aller Welt haben sich am Mittwoch auf dem Weltsozialforum auf dem Campus der El-Manar-Universität in der tunesischen Hauptstadt Tunis versammelt. Es ist das erste WSF in einem arabischen Land. Anders als in den Vorjahren steht das 11. Weltsozialforum nicht unter dem traditionellen Slogan "Eine andere Welt ist möglich", sondern unter dem Motto "Würde". Neben Themen wie globaler Umverteilung, dem Kampf gegen die Privatisierung öffentlicher Dienste, Landraub und Migration geht es auch um eine Zwischenbilanz des Arabischen Frühlings. Eine Bürgerrechtsorganisation aus Tripolis berichtete beispielsweise über die Situation in ihrem Land. Im heutigen Libyen gibt es Meinungsfreiheit, aber eben nicht zu allen Themen, sagt Nadr Abo Zile.
Das Forum findet in einem Land statt, das geprägt ist von einem schwelenden Konflikt zwischen Religiösen und Säkularen. Dieser Riss zieht sich auch durch das Forum.
"Das treffen hat das Motto ,Würde', und das ist genau das, wofür der Islam steht", sagt Fatma Maaima von der Organisation Saheb Ettaba. Am Mittwoch verteilte die junge Frau mit anderen Angehörigen ihrer Organisation Broschüren an die Globalisierungsgegner, mit denen sie für "islamische Lebensart" warb. "Natürlich meinen wir damit die Scharia", sagt sie. Ihr sei bewusst, dass dies mit den Wertvorstellungen der meisten linken Teilnehmer unvereinbar sei. "Wir wissen, dass es hier viele Leute gibt, die gegen die Religion sind. Aber wir sind hier, um mit ihnen zu reden."
Außer Saheb Ettaba sind eine Reihe weitere religiöser und islamistischer Organisationen vertreten, die das Thema soziale Gerechtigkeit für sich reklamieren. Sie alle betrachten sich als Teilnehmer des WFS. Auf der Eröffnungsdemonstration am Vortag waren auch Islamisten unter den weit mehr als 10.000 Teilnehmern. Sie dichteten den Slogan der tunesischen Revolution um: Statt "Arbeit, Freiheit, Umverteilung" riefen sie "Arbeit, Freiheit, Scharia". Sie trugen ebenfalls die WSF-Teilnehmerkärtchen. "Wir finden es nicht gut, aber sie haben das Recht, hier zu sein", sagte ein Ordner.
Während auch die als Gäste aus dem Ausland angereisten Forumsteilnehmer auf die religiösen meist zurückhaltend reagieren, rufen diese bei vielen TunesierInnen teils wütende Reaktionen hervor. Frauen, die mit einer Dauermahnwache unter dem Motto "Nikab bis zum Ende" für ihr Recht demonstrieren, voll verschleiert die Universität zu besuchen, wird "Haut doch ab nach Saudi-Arabien" entgegengerufen. "Die reden hier die ganze Zeit von der Revolution der Würde", sagt Emina, eine voll verschleierte Elektrotechnikstudentin. "Aber unsere Würde wollen sie uns stehlen." CJK

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